Flusslauf des Silberflusses

Abendstern hatte am Rande des Lagers des SilberflussClan sehr schnell die Witterung von fremden Katzen aufgenommen – es war kein ihr bekannter Clan und für einen Einzelläufer zu viele Gerüche. Daraus schloss die graue Kätzin, dass es sich um die Streuner handeln musste. Da sie nicht entdeckt werden wollte und auch nicht riskieren wollte, dass der alten Katzendame Mondglanz etwas zu stieß, war sie weit um das Lager herum gegangen und hatte Acht gegeben, dass nie der Wind aus ihrer Richtung kam. Habichtkralle war stark und hätte es gut mit einem Streuner aufnehmen können, aber warum riskieren. Bei ihrem Rundgang hatte sie überlegt was sie nun machen sollte. Sie nahm Gerüche ihrer Clanmitglieder wahr, aber nur schwach. Ins Lager zu gehen war zu gefährlich. Als sie fast am Fluss angekommen war fand sie die Leiche einer Kriegerin. Abendstern erkannte sie sofort – es war Dämmerlicht, ihre erste Schülerin. Die Wut in ihr war kurz vor dem Ausbruch, da berührte Mondglanz sie an der Schulter. Abendstern nickte und trug die tot Kriegerin zum Fluss. Dort suchte sie eine Stelle auf, die sie während ihrer Schülerzeit mit Dämmerlicht immer aufgesucht hatte und erwies ihr die letzte Ehre. Die ganze Nacht hielt sie schweigend wache.
Am nächsten Morgen versteckte sie ihre beiden Freunde am Rand des Reviers. Sie glaubte nicht, dass die Streuner sie hier fanden. Sie Höhle lag gut versteckt am Ufer des Flusses und das Wasser verdrängte alle Gerüche. Sie wollte zum DunkelwaldClan und sie konnte verantworten von den Katzen getötet zu werden, doch Mondglanz durfte nichts passieren.

Am Morgen verließ sie die Höhle und jagte noch kurz. Nach einem kurzen Gespräch machte sie sich auf den Weg zum DunkelwaldClan. Sie überlegte wie sie dem Anführer des Clans ihr Anliegen schildern sollte. Wieso sollte er oder sie ihr Glauben schenken? Sie trabte an der Grenze zwischen SilberflussClan und DunkelwaldClan entlang. Sie hatte große Mühe die Grenze zu überschreiten und tat es deswegen auch nicht. Sie selbst hielt es für respektlos. Was sollte sie nur tun. Was war mit ihrem Clan geschehen. Sie blieb stehen um ihren verletzten Hinterlauf auszuruhen. Zwar machte sie brav die Dehnübungen, aber von geschmeidigem Gang konnte man noch nicht sprechen. Aber es wurde von Tag zu Tag besser.
Sie übertrat die Grenze und nahm eine defensive Haltung ein. Ihr ganzer Körper bewegte sich vorsichtig durch das fremde Gebiet. Sie hoffte eine Patrouille zu treffen und auf der anderen Seite hatte sie Sorge davor. Der SilberflussClan war nicht unbedingt der beliebteste Clan des Waldes und Abendstern konnte vollkommen verstehen warum. Oft hatte Wellenstern die anderen beiden Clans übergangen oder belogen. Angewidert schüttelte Abendstern den Kopf.
Die große Kätzin blieb stehen und hob den Kopf. Da war etwas gewesen! Sie blickte sich aufmerksam um. Das Fell der Silbernen stand an ihren frisch verheilten tiefen Wunden noch in alle Richtungen ab und zeigt, dass dort schwere Verletzungen gewesen waren. Ihr eigentlich hübsches Gesicht war von Schmerz gezeichnet, doch hinter dem Schmerz tobte eine Wut die sich in ihren goldenen Augen widerspiegelte. Das eine Ohr war gespalten und die Ränge zerfetzt und ihr linker Hinterlauf stand in einer seltsam steifen Haltung. So verharrte die Anführerin ohne Clan und wartet aufmerksam.